Es war in Mexico City, Mexiko, Tenochtitlán, als Lourdes Viviana Guerra Serrano – besser bekannt als Lula – das erste Mal Kontakt mit der Kunst des „alambrear“ (Drahtformens) hatte. Dort auf der „Plaza de Coyotes“ im Stadtteil Coyoacán traf sie sich mit Künstlern verschiedener Bereiche der „street art“. Mit Begeisterung und Talent lernte sie die Techniken von Rafael „Snoopy“ Meza, einem Absolventen der INBA und Meister der „urban art“ zur Bearbeitung von filigranem Silber und Alpaka, das Glasieren, das Verflechten von Silberdraht und Federn, sowie Bearbeitung von Quarz, Jade, Bambus und Pflanzensamen.
Damals unterrichtete dieser Künstler also „Lula“, die einer bürgerlichen Familie aus der Gemeinde Tlalnepantla in Mexico City entstammte und damals Kunststudentin an der CEDART war, in seinen magischen Techniken zur Bearbeitung von Silberdraht mit feinen Zangen und Pinzetten im Tausch gegen die Betreuung seines Verkaufsstandes auf der Plaza de Coyotes. Wie viele Stadteile Mexico Citys war auch Coyoacán ursprünglich ein eigenständiges Dorf gewesen, der Name bedeutet in der Sprache Nahuatl „Ort des Kojoten“. Dort befindet sich der Besucher noch heute mitten in Mexiko City an einem malerischen Ort mit einem romantischen Hauptplatz und ruhigen Straßen. Am Wochenende allerdings ist Coyoacán ein sehr belebter Ort und ein beliebtes Ausflugsziel zum Bummeln. Am Hauptplatz stellen Maler ihre Arbeiten aus, Handwerker verschiedenster Kunstrichtungen zeigen Ihre Arbeit live und Straßenkünstler bieten Ihre Werke zum Verkauf. Während sie auf den Bänken sitzend oder am Boden der Steinwege mit Künstlern aus verschiedensten Teilen Lateinamerikas sprach und mit ihnen arbeitete, lernte Lula von Ihnen und Ihren Techniken.
Oft waren die Verkaufsstände auf dem Boden ausgebreitete bunte Stoffe oder Tücher, nur einige wenige hatten das Glück, auf Klapptischen und Hockern arbeiten zu können. Die Abende und Nächte füllten und erleuchteten sich mit Bars und Lokalen, in denen sich junge Menschen auf der Suche nach kreativer Unterhaltung trafen, um verschiedenen Rockbands zuzuhören und fast täglich gab es künstlerischen Austausch, neue Ideen und experimentelle Projekte. Außerdem war Coyoacán ein sehr exklusives Wohnviertel, das jedoch nie seinen ursprünglichen Künstlercharakter verloren hatte. Viele bekannte Vertreter der bildenden Künste wählten und wählen eines der großen Häuser im Kolonialstil Coyoacáns als Wohnort.
So entwickelte sich Coyoacán zur Inspiration für das Projekt „Lularte“. Seit vielen Jahren gibt es dort auch eine Kunstmesse, auf der man in den letzten Jahren auch einen eigenen Abschnitt für street artists vorgesehen hat, ein großer Kunsthandwerksmarkt auf dem Boden, der „Bazar Artesanal Mexicano“. Dort findest du Trachten und typische Kleidung aus allen Teilen des Landes, Holzspielzeug, traditionelle Süßigkeiten und tolle Geschenke aller Art. Diese Messe verbindet Touristen aus aller Welt und Einheimische und wird nun jeden Samstag, Sonntag und Feiertag abgehalten.
„Lula“ wanderte dort auf verschiedenen Wegen durch Coyoacán Richtung Markt, wo außer Früchten, Gemüsen, Salaten, Gewürze und Lebensmittel auch „copal“ (Kopalharz) angeboten wird, ein mystischer Duftstoff aus dem Harz des Kopalbaumes, der seit prähispanischen Zeiten für Zeremonien verwendet wird. Gehst du von dort ein paar Blocks weiter, dann gelangst du zum prächtigen Frida-Kahlo-Museum.
In diesem „Blauen Haus“, wo einst die Maler Frida Kahlo und Diego Rivera lebten, werden Werke der
beiden berühmten Künstler ausgestellt, die in der Stille dieses malerischen Ambientes Ihre starken
Geschichten erzählen. Die Bilder Frida Kahlos können nicht analysiert werden, ohne dass man ihre Lebensgeschichte kennt. Durch einen Unfall war die Künstlerin ans Bett gefesselt, wo sie ihre Kreativität entwickelte und ihre Kunst als Ausdrucksmittel wählte, um sich mitzuteilen. Obwohl „Lula“ keine große Anhängerin Frida Kahlos und Ihrer Werke wurde, so waren die Besuche in diesem Museum doch interessant, inspirierend und lehrreich.
An einem dieser Tage, in einem der Innenhöfe des „Blauen Hauses“, im Schatten von Pflanzen und Skulpturen setzte sich „Lula“ und begann die Fotos Ihres Lieblingsbildhauers Remedios Varo zu studieren, einer Ikone des Surrealismus. Später, mit 2 Studienkolleginnen, begann sie zum ersten Mal, die hypnotisierende Arbeit mit den feinen Zangen und Pinzetten, die Technik mit filigranem Draht aus Silber und Alpaka. Nach einigen Stunden Arbeit entstanden so ihre ersten Halsketten – aus Silberdraht und mit feinen Pinseln bemalten Baina-Samen des Palisander-Baumes – in surrealen Designs und Mustern. Seit diesen Tagen haben „Lula“ und ihre kreativen Schmuckstücke viele Orte Lateinamerikas und der ganzen Welt besucht, immer mit Ihrem mobilen Verkaufsstand, einem großen bunten Tuch auf dem Boden, immer mit ihrem Rucksack und der Arbeit ihrer beiden Hände. Das Projekt „Lularte“ selbst, und es an verschiedenen Orten weltweit zu präsentieren ist Ausdruck eines Lebensstils, nicht nur einer bestimmten Generation oder des Urbanen Stils.
Reisende Kunsthandwerker und Künstler aus aller Welt setzen diese Tradition fort und werden auch ihr Wissen immer weitergeben: „handgefertigte Kunststücke, von kreativen Händen mit natürlichen Materialien erzeugt“